Wie hat es uns gefallen?

Typisch für Peru: ein paar Wächter auf dem Dach.


Menschen

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In Chiles Norden dominiert ein relativer Wohlstand und oft wird westlicher Lebensstil kopiert. Das hat rein praktisch gesehen durchaus angenehme Seiten, aber es ist auch ein wenig langweilig. Nur 40 km nach dem Grenzübergang zu Peru kommen wir in die Stadt Tacna und wir sind erschlagen und fasziniert zugleich von dem vibrierenden Leben auf der Straße und vor allem in der Markhalle, in der wir unsere ersten Einkäufe tätigen. Einige Tage später erreichen wir Ilo, eine große Stadt am Pazifik. Und klar, wir müssen wieder einkaufen. Da es keine Supermärkte gibt und es sowieso viel mehr Spaß macht, gehen wir wieder auf den Markt. Und obwohl wir vorgewarnt sind, sind wir wieder überfordert. Die reichhaltigen Auslagen, Menschen die handeln, Mütterchen, die an ihrem Stand eingeschlummert sind, jede Menge echte Charaktere - all das garantiert normalerweise eine reiche Fotoausbeute für Peters Porträtlinse, aber auch er kann die Flut an Impressionen noch nicht ordnen. Wo soll man die Kamera als erstes hin richten? Die Kinnlade fällt uns runter, der Adrenalinspiegel steigt und wir müssen erst einmal tief durchatmen. Zu aufgewühlt sind wir von dem Treiben. (Anmerkung: wir waren mehrere Monate in Ostafrika unterwegs und sind Einiges gewohnt!) Gleichzeitig ist es ein sehr schönes und unmittelbares Erlebnis - hier tobt das Leben! Auch sind wir sehr angetan von der Freundlichkeit und dem Humor der Menschen. Wir fühlen uns spontan wohl in Peru. 

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Bei unserer zweiten Reiseetappe durch den Norden des Landes stellen wir fest, dass die Menschen hier noch einmal deutlich offener und auch herzlicher sind. Wir werden auf der Straße mit einer sehr lebendigen Begeisterung und großer Neugierde angesprochen. Man will wissen, wo wir herkommen, wohin uns die Reise führt und natürlich, wie lange wir in ihrem Ort bleiben. Heike ist - wie schon in Afrika - die „Mama“. Es gibt keine Bettelei und auch sonst spielt Geld nur eine untergeordnete Rolle, stattdessen dominiert eine herzliche Gastfreundschaft. Mehrfach nehmen uns wildfremde Menschen bei sich auf, wie zum Beispiel dieser ältere Herr, der hier in der Sonne döst. Lediglich in den großen Städten und deren Vororten greift offensichtlich die Kriminalität um sich. Bewaffnete Raubüberfälle sind Realität.


Infrastruktur und Lebensstandard

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Leider haftet beiden Ländern, Chile wie Peru, das gleiche Laster an: Müll! Müll, wann immer man der Zivilisation näher als 50 km kommt. Traumhafte Strände am Pazifik sind verschandelt und wir fragen uns, wo das ganze Zeug herkommt. Das trübt den Eindruck hier und da deutlich, und es gibt Tage, da finden wir keinen Kaffeeplatz wegen Müll am Strand oder Straßenrand - schade! Das war definitiv anders im Süden Chiles und auch in Argentinien. Die wilden Müllkippen wiegen Millionen Tonnen - es wird Generationen dauern, das alles wieder einzusammeln und die Feuer werden jahrelang brennen! Aber bis jetzt scheint es keinen besonders zu stören, die Leute sitzen am Straßenrand mitten in der Müllhalde.

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Begünstigt durch die klimatischen Bedingungen und die fischreiche Küste gibt es zwar keinen Hunger, allerdings begegnet uns täglich bittere Armut. Die Behausungen sind so ärmlich, wie wir uns das in Europa gar nicht vorstellen können und sie bestehen oft nur aus Brettern und Wellblech. Esel sind auf dem Land ein gängiges Transportmittel und alte Menschen, gebeugt von der schweren Arbeit und gegerbt von der Sonne, verrichten Feldarbeit wie im Mittelalter. Oft ist das reine Handarbeit mit einfachsten Werkzeugen und ja, der aus unserer Sicht mittelalterliche Holzpflug kommt noch zum Einsatz. Als wenn das alles nicht schon traurig genug wäre, befällt uns auch noch das Gefühl, das sich an diesen erbärmlichen Lebensumständen in den nächsten 20 Jahren wohl nichts ändern wird. 

Aber … Peru ist das Land der unübertroffenen 4G-Netzabdeckung! Man fährt zig Kilometer auf 4000 m über den Altiplano, keine Ortschaft, keine Siedlung und ist mit der Welt verbunden. Da wird nicht mehr von der Milchkanne geredet, das Konzert ist hier längst umgesetzt. 

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Und wir entdecken eine Gemeinsamkeit mit anderen armen Ländern: der materielle Lebensstandard hat auch in Peru offensichtlich überhaupt nichts mit dem Lebensglück der Menschen zu tun! Das Treiben auf der Straße ist bunt und man feiert gern, besonders an Wochenende trifft man eigentlich immer irgendwo auf eine Fest.




Natur

Peru reicht von der Pazifikküste im Westen, die immer noch vom kalten Humboldt-Strom dominiert wird, über die Hoch-Anden mit den höchsten Bergen in den Tropen weltweit (Nevado Huascaran 6768 m) bis wieder hinab zum Amazonas-Becken im Osten. Diese Extreme in der Landschaft und im Klima erstrecken sich lediglich auf ca. 300 km in West-Ost-Richtung. 

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Man kann sich nicht vorstellen, welche Wetterküche das ist und wie beeindruckend Wolken, Wind und Sonne sein können. Es gibt wohl nicht viele Gegenden auf der Erde, wo extreme Landschaftsformationen so dicht beieinander liegen. 

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Die Fahrt durch die Hoch-Anden ist dabei ziemlich anstrengend - einspurige kurvenreiche Straßen und ständig geht es mehr als tausend Meter bergauf und nach der Passhöhe wieder ins nächste Tal hinunter. Allerdings gibt es hinter jeder Kurve neue grandiose Aussichten zu bestaunen und natürlich auch jede Menge Fotomotive, was die ohnehin extrem langsame Fahrt nicht beschleunigt … Und je nachdem, ob der Wind die feuchtheißen Luftmassen aus dem Amazona-Gebiet auf 6000 m hochpeitscht oder nur Stunden später das trockenkalte Klima der Pazifikküste dominiert, gibt es für uns Naturfans jede Menge Schauspiele zu beobachten und Naturgewalten zu bestaunen! Bei dieser Gelegenheit kommt auch wieder das gesamte Spektrum unserer Wanderausrüstung zum Einsatz von kurzer Hose bis Regencape. Ganz nebenbei haben wir mehrere persönliche Rekorde beim Bergwandern in großen Höhen aufgestellt - nach dem Aufstieg zum Aussichtspunkt oberhalb der Laguna Churup (4462 m) haben wir nur zwei Tage später mit der Laguna 69 (4604 m) noch einen draufgesetzt.


Kultur und Geschichte

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Jeder kennt die Inka-Kultur. Wir waren jedoch überrascht über die reiche Geschichte lange vor den Inka und die beeindruckenden Zeugnisse der Hochkulturen, die bis zu 8000 Jahre zurück reichen. Besonders die Moche-Kultur hat ihre Spuren an der Nordküste hinterlassen: alte Siedlungen am Meer und in den Bergen, heilige Stätten und Pyramiden in ungeahnter Schönheit, die, bedingt durch das trockene Klima, bestens erhalten sind. Dinge des täglichen Lebens aus Keramik sind verziert mit Bildern des Alltags oder religösen Handlungen und erzählen so als Bilderbuch von längst vergangenen Zeiten. Zeugnisse der ältesten Besiedlung Südamerikas mit reichen Kulturschätzen - das haben wir nicht erwartet und das beeindruckt uns tief. Wir dürfen in das unterirdische Labyrinth der heiligen Bauten in Chavin de Huantar, sind extrem beeindruckt von den Pyramiden Huaca de la Luna bei Trujillo mit den sehr gut erhaltenen farbigen Ornamenten an den Außenmauern und dem Museum in Lambayeque, das dem Grab des Königs von Sipán gewidmet ist und mehrere hundert Schmuckstücke aus Gold präsentiert. Dieser unermessliche Schatz ist erst 1987 entdeckt worden und zwar vollkommen unberührt von Grabräubern! Der Fund gilt bis heute als Sensation und das zu Recht.


Kulinarisches

Die Küche Perus ist zum Weltkulturerbe erhoben, das sagt eigentlich schon alles. Frischer Fisch aus den ergiebigsten Fanggründen weltweit entlang einer 2.000 km langen Küste, Fleisch von Tieren, die garantiert keinen Stall kennen und sonnengereiftes Obst und Gemüse sind die Zutaten für leckeres und besonders aromatisches Essen. Angenehm überrascht sind wir, dass eigentlich jedes Bergdorf eine gute Auswahl an frischen Lebensmitteln bietet und viele Fernstraßen mit Marktständen gespickt sind. So können wir stets leckeres Essen selber zubereiten.

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Aber wir sind auch nie enttäuscht, wenn wir etwas Fertiges am Stand oder in einem Restaurant kaufen. Extrem niedrige Preise runden den Spaß am Genuss ab. Unsere Favoriten werden Ceviche - marinierter roher Fisch -, alle Arten von frischen Meeresfischen und Bergforellen aus den glasklaren Bächen der Hoch-Anden, Alpaka, gegrillte Hähnchen und Spanferkel, was es speziell an Sonntagen auf den Märkten zu geben scheint. Reife Avocados ergeben eine besonders leckere Guacamole und Kartoffeln gibt es in ungeahnter Vielfalt und ungeahnten Farben, das regt die Fantasie beim Ausprobieren an. 

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Und nach einer üppigen Mahlzeit schmeckt ein Pisco, zum Beispiel der Demonio de los Andes von der Muskatel-Traube, besonders gut.


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