Ein letztes Mal hoch in die Anden - 650 km von Nazca bis Cusco 

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Langsam wird die Landschaft wieder grün, terrassiert, wolkenverhangen.

Nun beginnt unsere letzte Berg-und Talfahrt quer durch die Anden. Nicht von Nord nach Süd oder West nach Ost ziehen sich hier die Anden-Bergketten, sondern sie sind kreuz und quer angeordnet, ein echtes System ist nicht zu erkennen. Wir planen unsere Etappen „strategisch“ so, dass wir nicht über 4000 m übernachten müssen. Trotzdem bleibt es eine Herausforderung für den Körper, die täglichen Höhen- und Temperaturdifferenzen einfach so wegzustecken. 

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Bei den Temperatur-Schwankungen absolut angebracht: Zwiebel-Look, wir zählen mindestens 5 Schichten. 
Ohne Hut geht es nicht: Sonnen-, Kälte,- Regenschutz. Ich frage mich, ob er mir auch stehen würde :-)

Hier ein paar Daten, damit man sich eine Vorstellung von den Dimensionen machen kann. Die täglichen Höhendifferenzen bewegen sich zwischen 1700 und 2100 m. Bei unserer längsten Etappe fahren wir 120 km auf einer Höhe von 4000 m über den Altiplano, 50 km davon liegen sogar auf über 4500 m! Wir trinken ordentlich Mate de Coca, der soll gegen die Höhenkrankheit wirken und schmeckt zudem gut. Die Wirkung muss man allerdings als sehr zurückhaltend beschreiben  - um ehrlich zu sein, merken wir einfach so gar keinen Unterschied zu unseren vorherigen Anden-Höhen-Ausflügen. Es geht uns mit und ohne Coca-Tee gut. Mit den Höhen schwanken die Temperaturen: gleich am ersten Tag starten wir bei schwülen 31° C in Nazca (500 m üNN) und landen zwei Stunden später bei 11° C im dichten Nebel (2500 m üNN), ein paar Tage später ist es umgekehrt. Wir kämpfen uns tagsüber durch unfreundliche 8° C auf 4500 m und tauchen gegen Abend in ein tropisch grünes Tal. Das Thermometer zeigt uns 28° C an. Extrem! 

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Noch ist es heiß, im Hintergrund der Cerro Blanco, die höchste Düne Südamerikas. 2 Stunden später stehen wir im kalten Nebel.

Extrem ist auch die Landschaft: nackte Wüstenlandschaft mit Dünen und tropische Urwald-Vegetation mit Schilf, Papayas, Bananen, Zuckerrohr, Rizinus, Agaven und Kakteen wechseln sich innerhalb von Stunden ab. Eine Tendenz ist jedoch deutlich zu erkennen: Richtung Cusco wird es immer grüner und feuchter. Zum einen fallen hier insgesamt mehr Niederschläge pro Jahr, zum anderen hat die Regenzeit begonnen und wir bekommen mindestens einmal am Tag eine ordentliche Husche ab. 

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"Wir bremsen für Tiere" heißt es auf dem Altiplano. Nachts flüchten wir bei anhaltendem Regen vom Ufer des Rio Apurima, der immer bedrohlicher rauscht. Am nächsten Morgen sehen wir die Auswirkungen des Regens auf der Straße. 


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Die Eindrücke auf der Strecke sind fast ausschließlich der Natur gewidmet, unter anderem einem wunderbaren Blumen-Spaziergang auf 3700 m. Der Weg geht bergauf und bergab, aber das macht uns gar nichts mehr aus, wir sind gut an die Höhe adaptiert. Im Reserva Nacional Pampa Galeras, das dem Schutz der Vikunjas gewidmet ist, bekommen von einer jungen Studentin eine Privatführung durch das kleine Museum. Hier gibt es ein kleines Schulungszentrum und man kann sogar kostenlos übernachten. Beim Monument Saywite (auch: sayhuite) bestaunen wir das von den Inkas in Stein gemeißelte Bewässerungssystem mit Bächen, Tunneln, Brücken, Kanälen.

Leider stehen auf den Altiplano zum ersten Mal auch kleine Kinder am Straßenrand und halten die Hand auf - traurig, aber wie soll man hier oben sonst an Geld heran kommen? 

Saywite: 7:15 Uhr - Peter wird nervös, wenn er solche Wolken sieht und muss die Kamera zücken.

Es ist die schlechteste Zeit, um Cusco zu besuchen, - das wissen wir. Als wir in der Stadt ankommen, ist es novembrig trüb mit kaum zweistelligen Temperaturen, die Straßen sind matschig und die Autos auf dem Campingplatz versinken im Morast. Zum ersten Mal seit über vier Monaten sehen wir zwei Tage lang die Sonne nicht und schalten die Heizung an. Aber wir kommen ja nicht auf Besuch, sondern um unser Auto unterzustellen und Ende Januar nach Hause zu fliegen. Wie immer vermischen sich die Wehmut des Abschieds und die Freude auf daheim. Und wir freuen uns auch schon auf die Rückkehr - denn im September, wenn wir wieder kommen, scheint die Sonne!

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